Geschichte der Freundschaften, Begegnungen und Beziehungen
zwischen der Schweizer Bevölkerung und den Südslawen
(Erfassung von Dokumenten: Zeitabschnitt 1600 – 1940)
Die Ausstellung findet vom 04. – 21. Juni 2009 statt im:
Zentrum für Migrationskirchen
Kirchgemeindehaus Zürich-Wipkingen
Rosengartenstrasse 1
8037 Zürich
Eröffnung der Ausstellung: 04. Juni 2009 um 19.00 Uhr
Besuchszeiten: täglich von 16.00 – 20.00 Uhr
Einzeltermine können vereinbart werden
Anknüpfend an die Ausstellung laden wir Sie auch herzlich zur Zusammenarbeit ein.
Falls Sie selbst über Informationen, Sammlungen oder Belege zur Geschichte der vielfältigen Beziehungen zwischen der Schweizer Bevölkerung und den Südslawen verfügen
oder uns durch Ihre Mitarbeit helfen wollen, nehmen Sie bitte mit uns Kontakt auf.
Sie sind herzlich willkommen!
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Geschichte der Freundschaften, Begegnungen und Beziehungen
zwischen der Schweizer Bevölkerung und den Südslawen
(Erfassung von Dokumenten: Zeitabschnitt 1600–1940)
Ausstellung vom 4. bis 21. Juni 2009
Vernissage
Donnerstag, 4. Juni 2009, 19 Uhr
Beiträge
Stefan Kube, Dipl. Theol. Institut G2W
Stefan Dietrich, Historiker, UNI Zürich
Peter Dettwiler, Leiter Fachstelle OeME, Ref. Landeskirche Kt. ZH
Vladan Batočanin, Monodrama
Jürg Morgenthaler, Saxofon
Zoran Stojanović, Gitarre
Finissage
Sonntag, 21. Juni 2009, 16 Uhr
Geöffnet
Montag bis Freitag 16–20 Uhr
Samstag und Sonntag 14–20 Uhr
Einzeltermine können vereinbart werden
Ort
Kirchgemeindehaus Zürich-Wipkingen,
Rosengartenstrasse 1,
8037 Zürich
Kontakt Pfr. Vladimir Zahorec, 079 400 87 50
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Überblick über die wichtigsten Ereignisse
Schweizer in Südosteuropa
• Dorat de Morrez aus Lausanne, General in der Österreichisch- Ungarischen Armee, war
Mitte des 17. Jahrhunderts auf der Festung Kalemegdan in Belgrad für die Sanierung der
Burg verantwortlich und war auch direkt in der Verteidigung gegen die Türken engagiert.
• Anfang des 18. Jahrhunderts siedeln 70 Familien aus Frauenfeld, Kanton Aargau, an die
exponierte und explosive Militärgrenze in der Nähe der Stadt Pancevo, in Serbien, um das
Land vor den türkischen Invasoren zu verteidigen. Die Familien integrieren sich in das
Leben an der Grenze und bleiben endgültig da.
• Zahlreiche Schweizer Fachleute haben den Aufbau in Südosteuropa aktiv mitgestaltet.
Manche kamen, um mit ihren Wissen zu helfen, manche um demokratisches Gedankengut
zu bringen. N. Pasic, serbischer Regierungschef Ende 19. Anfang 20. Jahrhundert, hat nach
seinem Studium an der ETH Zürich zahlreiche Fachleute nach Serbien geholt, um auf
weiten Strecken neue Eisenbahnschienen zu legen. Er hat die herbeigeholten Experten aus
der Schweiz auch mit wichtigen Aufgaben in der Organisation des Staates und der
Regierung betraut.
• Der Schweizer Kriminologe A. Reiss wurde während des ersten Weltkrieges als Beobachter
nach Serbien geschickt und ist dort bis zu seinem Lebensende geblieben.
• Der Schweizer J. Batant aus Genf, war Mitte des 18. Jahrhunderts der persönliche Sekretär
des serbischen Despoten Milos. Die Freundschaft zwischen den beiden Männern setzt sich
auch nach dessen Pensionierung fort.
• IKRK
Das IKRK war während der Balkankriege (1912/13) in Südsosteuropa besonders aktiv,
sowohl durch die dorthin entsandten Ärzte wie auch durch Krankenschwestern. In seiner
Arbeit an der Demarkationslinie zwischen Serbien und Bulgarien, wurde das IKRK zum
ersten Mal weltweit als das anerkannt, was es auch heute noch ist.
• DIE KIRCHEN
Die Reformierte Kirche
Die Schweizer Ref. Kirche hat zusammen mit der Deutschen Ref. Kirche aktiv an dem Bau
und Erhaltung der Kirchen und kirchlichen Gebäuden in Südosteuropa gearbeitet. Der
Einfluss der Ref. Kirche war in dem Gebiet von Slawonien und der Vojvodina sehr präsent
und ist es heute noch. Das ist klar aus der Liturgie und dem sogenannten
‚Helvetisbekenntnis’ ersichtlich.
St.Chrischona
Die Studenten des Seminars fungieren aktiv als Schriftenverteiler der British Bible Society
und als Prediger in zahlreichen evangelischen Kirchen in Slawonien. Studenten aus
Slawonien gehen nach St. Chrischona auf das Seminar; am Ende des 18. Jahrhunderts war
es sogar eine Gruppe von 50 jungen Menschen.
Methodisten
Ab dem Ende des 18. Jahrhunderts sind die Methodisten in Vojvodina und Mazedonien
ausserordentlich aktiv. Es werden nicht nur Pfarrer in diese Gebiete ausgesandt, auch
humanitäre Hilfe und – was bemerkenswert ist – es werden auch zwei Mädchenschulen
finanziert, eine in Novi Sad und die andere in Mazedonien. Der Zürcher Bischof war immer
für diese Arbeit direkt verantwortlich.
Ordensschwestern des Heiligen Kreuzes, Chur
Mitte des 18. Jahrhunderts haben die Schwestern nicht nur Geld für das Kreuzspital in Chur
gesammelt, sondern auch für arbeitslose Menschen in der Vojvodina und Slawonien. Etliche
Schwestern verbrachten bis zu zwei Jahre in diesen Gebieten.
Südosteuropäer in der Schweiz
• Zur Zeit der Reformation waren viele fortschrittliche Denker aus Südosteuropa in der
Schweiz. Die Dominikaner und Bischöfe A. Jamometic und I. Stojkovic waren in Basel und
versuchten, sich durch Konzile mit den Reformatoren zu verständigen. Der bekannte
kroatische reformierte Theologe Matija Vlacic Ilirik, fing sein Theologiestudium 1593 in Basel
an und verfasste dort viele reformatorische Schriften, die in Basel auch gedruckt wurden.
P.P. Vergelio, aus Istrien (heutiges Kroatien), war eine wichtige Persönlichkeit, die das
reformatorische Gedankengut Mitte des 15. Jahrhunderts in dem Bergel Gebiet verbreitete.
• Ab 1948 haben zahlreiche Studenten an den Universitäten Zürich, Bern, Basel, Lausanne
und Genf studiert. Schweizer Universitäten waren offen für die jungen Menschen aus dem Südosteuropäischem Raum. Diese haben hier nicht nur studiert, sondern auch über
Demokratie gelernt und dann ihre Kenntnisse in die Heimat zurück gebracht.
• Viele Wissenschaftler waren in der Schweiz tätig. Um nur ein Paar zu nennen: Mileva Maric
Einstein, aus Novi Sad, Serbien, die erste Frau von Albert Einstein und die Nobelpreisträger
J.Ruzicka, aus Vukovar, Kroatien und P. Prelog, aus Sarajevo, Bosnien und Herzegowina.
Beide haben den Nobelpreis für Chemie erhalten.
Geschäftsverbindungen
• 1880 baut der Weingrosshändler B. Schaub, aus Zürich, einen der grössten europäischen
Weinkeller in dem Ort Vrsac, in Serbien. Diesen Weinkeller gibt es noch heute und er
nannte sich von Anfang an: HELVETIA.
• Serbien und Montenegro waren Mitgründer der Internationalen Post, die ihren Sitz in dern
Schweiz hat. Die Namen dieser Länder befinden sich auf den Fassaden der Postgebäude in
Neuchatel und Genf.
• Auf der alten Schweizer 50 Franken Note ist das Portrait einer Frau aus der Stadt Nis, in
Südserbien, abgebildet. Der berühmte Kunstmaler Hodler hat sich in die Schönheit vom
Balkan verliebt und sie auf seinem Portrait verewigt.
Einige Gedanken zur Geschichte
der schweizerisch-südslawischen Beziehungen
Schon vor der Entstehung des jugoslawischen Staates, nach dem ersten Weltkrieg, waren die Beziehungen der Schweiz zu den südslawischen Gebieten vielfältig. Der Schweizer Bundesstaat hat schon früh eine erhebliche Anziehungskraft auf die intellektuelle Jugend der südslawischen Länder ausgeübt. Neben den zahlreichen Studierenden aus Russland und Polen sind deshalb in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts auch viele junge Serben, Kroaten, Bosnier und vereinzelt auch Montenegriner zum Studium in die Schweiz gekommen. Die Universität Zürich (aber nicht nur sie) und das damalige Polytechnikum wurden in der 60er und 70er Jahren zu einem Sammelpunkt der ost- und südeuropäischer Studenten, von denen manche nicht nur wissenschaftliche und berufliche, sondern auch politische Ziele verfolgten. Einige der in Zürich ausgebildeten Serben und Kroaten sind später, nach ihrer Rückkehr in ihre Heimat, beruflich, politisch oder kulturell hervorgetreten. Der grosse serbische Staatsmann Nikola Pasic, der später auch im Staat Jugoslawien eine bedeutende Rolle spielte, war von 1868 – 1872 Student am Zürcher Polytechnikum und hat dann, als Mitglied der serbischen und später der jugoslawischen Regierung, schweizerische Experten immer wieder mit wichtigen Aufträgen beauftragt. Von Zürich aus hat aber auch der Kroate Kvaternik seine Nation zum politischen Erwachen aufgerufen und damit zur späteren Loslösung Kroatiens aus der ungarischen Reichshälfte der alten Donaumonarchie beigetragen. Zahlreiche südslawische Schriftsteller haben, nach dem Abschluss des Studiums in der Schweiz, in ihrer Heimat ausführlich über die sprachliche und religiöse Toleranz, die Pressefreiheit und die Errungenschaften des demokratischen Bundesstaates berichtet. Wenn man sich vergegenwärtigt, wie undemokratisch die Regierungs- und Verwaltungsmethoden verschiedener südosteuropäischer Staaten damals noch waren, so kann der politische Eifer, der aus jenen Gebieten stammenden intellektuellen Jugend, nicht verwundern. So ist es auch begreiflich, warum besonders für aufgeweckte junge Menschen ein Studienaufenthalt in Wien und Budapest weniger attraktiv war, als ein solcher im damals fast revolutionär anmutenden Zürich. Am Seilergraben erinnert heute noch eine Gedenktafel an Pasics Studienjahre in Zürich.
Neben den wissenschaftlichen Beziehungen entstanden schon früh auch enge Fachverbindungen. In den Gebieten Kroatiens, Sloweniens und Dalmatiens finden wir heute noch erstaunliche Zeugnisse der aus dem Tessin stammenden Architekten, Baukünstler und Maler. So baute z.B. der aus Morcote stammende D. Rossi zwischen 1714 und 1716 die berühmte Kreuzritter-Kirche in Leibach, dem heutigen Ljubljana. In Dalmatien haben die Brüder Clemente und Giacomo Somazzi aus Montagnola eine ganze Reihe von Kirchen, Klöstern und Palästen geschaffen, z.B. in Spalato, heute Split.
Die Berner Typographische Gesellschaft hat schon 1776 einen Reiseführer für Dalmatien herausgegeben.
Dr. Hans Keller war 1967-1974 Botschafter der Schweiz in Jugoslawien.
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Medienmitteilung
Ausstellung zeigt Jahrhunderte alte Beziehungen zum Balkan
Die Beziehungen der Schweiz zu Südosteuropa dauern bereits Jahrhunderte. Das zeigt eine Ausstellung vom 4. bis 21. Juni im Kirchgemeindehaus Zürich-Wipkingen. Fotos und Dokumente erzählen vom Kontakt des Zürcher Reformators mit Slowenen im 16. Jahrhundert bis zum Einsatz von Schweizer Ärzten des Roten Kreuzes im 20. Jahrhundert.
Kaum bekannt und weniger erforscht ist die lange Beziehung zwischen der Schweiz und Südosteuropa. So kamen nicht erst die Gastarbeiter nach dem Zweiten Weltkrieg aus Südosteuropa in die Schweiz. Bereits im 19. Jahrhundert machten Studenten vom Balkan in Genf, Lausanne oder Zürich ihre Ausbildung. Daneben flohen Anhänger der Jugoslawischen Idee in die liberale Schweiz, weil in ihrer Heimat verfolgt wurden. Aber auch Schweizer gingen nach Südosteuropa. Mehrere Militärberater beispielsweise machten im 17. Jahrhundert in der Habsburgischen Armee auf dem Balkan Karriere. Im 19. Jahrhundert reisten Schweizer Künstler an die dalmatinische Küste, und Schweizer Ärzte heilten in Bosnien oder Serbien Kranke. Auch geschäftliche Beziehungen etablierten sich Ende des 19. Jahrhunderts, und das Rote Kreuz war in den Balkankriegen und dem Ersten Weltkrieg aktiv.
Eine Ausstellung im Kirchgemeindehaus Zürich-Wipkingen zeigt vom 4. bis 21. Juni diesen vielfältigen Austausch zwischen der Schweiz und Südosteuropa anhand seltener Fotografien und Dokumente. An der Vernissage am 4. Juni um 19 Uhr sprechen der Historiker Stefan Dietrich von der Universität Zürich und der Theologe Stefan Kube vom Institut G2W über die schweizerisch-südosteuropäischen Beziehungen. Zudem gibt es ein musikalisches Rahmenprogramm.
Die Ausstellung organisiert hat Pfarrer Vladimir Zahorec, der seit über 20 Jahren in der Schweiz lebt. Der gebürtige Slowake aus der serbischen Provinz Vojvodina durchsucht seit Jahren Archive und Bibliotheken in der Schweiz sowie in Serbien, Kroatien, Slowenien und Bosnien nach Dokumenten, die die Beziehungen zwischen der Schweiz und Südosteuropa belegen. Er arbeitet als Pfarrer der Südslawischen Christlichen Gemeinde.
Öffnungszeiten:
4. bis 21. Juni 2009
Montag bis Freitag 16–20 Uhr
Samstag und Sonntag 14–20 Uhr
Kirchgemeindehaus Zürich-Wipkingen
Rosengartenstr. 1
8037 Zürich
Vernissage: Donnerstag, 4. Juni 2009, 19 Uhr
Finissage: Sonntag, 21. Juni 2009, 16 Uhr
Für weitere Informationen:
Vladimir Zahorec
079 400 87 50
zahorec@bluewin.ch |
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